Vom Heiligen Sulpitius bis heute
Im 12. Jahrhundert bewohnte Sulpitius unter einem überhängenden Sandsteinfelsen («Balm») eine Einsiedlerhöhe. Er wurde lokal als Heiliger verehrt und errichtete in Oberbalm eine Marienkapelle.
Nach seinem Tod liess Graf Ulrich von Sternenberg eine Wallfahrtskirche bauen (1228 erstmals urkundlich erwähnt). Von der romanischen Kirche Oberbalm sind Teile des Schiffs erhalten, der Turm wurde 1509 vollendet, der spätgotische Chor 1527.
Kurzübersicht
1480 – 1483 wurde die Kirche mit Fresken ausgemalt, die bei der Reformation übertüncht und zum Teil bei der Renovation 1918 wieder sichtbar gemacht wurden.
An der Südwand ist die Sulpitius-Legende dargestellt, an der Nordwand Szenen aus dem Leben Christi und im Westen das Jüngste Gericht.
1845 wurde eine Empore eingebaut und darauf die Orgel errichtet.
Der Abendmahlstisch stammt aus der Werkstatt des bedeutenden Geigenbauers Hans Krauchthaler.
Die beiden kostbaren Glasmalereien im Chor, die Vinzenzscheibe und die Standesscheibe von 1527, wurden 2004 in eine künstlerische Neugestaltung der Chorfenster integriert.
Die Baugeschichte der Kirche Oberbalm im Überblick
12. Jahrhundert / Anfang 13. Jahrhundert
Bei der bereits bestehenden Marienkappelle entsteht eine romanische Kirche. Erhalten sind Teile des Schiffs (Süd- und Westwand, sowie ein Stück in der Nordwand).
Früheste bekannte Erwähnung der Kirche.
1228
1417
Bischöfliche Visitation: Kirche und Kirchhofmauer in bedenklichem Zustand. Verlangt wird die Wiederherstellung der baufälligen Teile und das Ergänzen der mangelhaften Ausstattung durch die Kirchgenossen.
Erneute bischöfliche Kirchenvisitation: Nochmals viel Kritik an der Ausstattung, deren Mängel zu beheben sind. Am Bau selber sollen die Innenwände neu geweisselt werden.
1453
1466
Der Rat zu Bern erteilt die Erlaubnis, in Kehrsatz 100 Stück Tuffstein zu holen.
Der Rat zu Bern erlaubt den Balmern, «von is buws, und auch der kilchen und ander gezierden wegen» ein Jahr lang «alle geistlich und weltlich personen» um Spenden zu bitten.
1474
Um 1480/83
Wandmalereien im ganzen Schiff.
Weihe der renovierten Kirche.
1483
1509
Vollendung des Turms (Jahrzahl am Dachgesims).
Einweihung des neuerbauten Chors.
1527
1528
Reformation. Übertünchen der Wandmalereien, Entfernen der Altäre und mobilen Kirchenzierden.
Wappenscheibe von Sebastian Im Hag.
1598
1698
Zwei Wappenscheiben zeugen von einer nicht näher umschriebenen Renovation.
Umfassende Neugestaltung des Kirchenschiffs. Nahezu vollständiger Neubau der nördlichen Längsmauer mit grossen Rundbogenfenster und Seiteneingang, wohl Abbruch des Chorbogens, neue Flachdecke in Chor, Bau eines Holzgewölbes mit Malereien im Schiff.
1790/91
1845
Bau einer Empore und Einbau einer Orgel von Johannes Weber Sohn aus Worblaufen.
Neue Turmuhr.
1911
1918/19
Kirchenrenovation (Leitung Karl Indermühle): Freilegen der alten Wandmalereien (Firma de Quervain, Schneider & Co. Bern).
Orgelrenovation: Einbau eines neuen pneumatischen Werks in das bestehende Gehäuse.
1930
1947
Eindecken des Kirchendachs mit Eternit.
Erneuerung des Geläutes (H. Rüetschi AG, Aarau), Wiederherstellung der alten Schallfenster am Turm.
1952
1955
Freie Rekonstruktion des zerfallenen Masswerks in den beiden seitlichen Chorfenstern (Münsterbauhütte Bern).
Umfassende Kirchenrenovation (Leitung Peter Indermühle). Vergrösserung des Haupteingangs, neuer Bodenbelag im Schiff (Sanini-Tonplatten), neues Gestühl in Chor und Schiff (Entwurf P. Indermühle), neue Wendeltreppe zur Empore als Ersatz für den in der Südwand zugemauerten alten Eingang, Renovation der Orgel (Verbesserung des Klangs), Restaurierung der Wand- und Deckenmalereien (Hans A. Fischer), Überarbeitung des alten Taufsteins, Versetzen der Kanzel, neue Zifferblätter für die Turmuhr (J. G. Baer, Sumiswald). Abbruch und Wiederaufbau der westlichen Friedhofstützmauer.
1960
1983
Neue Beschindelung des Turmhelms nach Blitzschlag.
Beheben der Feuchtigkeitsschäden in den Mauern und Wandmalereien (Nordwestecke des Schiffs).
1994/96
2003
Masswerk und Zifferblätter am Turm erneuert.
Einbau des «Bandes» in die 3 Chorfenster (Irene Schubiger und Mercurius Weisenstein).
2004
2010
Im Jahr 2010 wurde die Oberbalmer Kirchenorgel umfassend restauriert. Dabei wurden die klanglichen Veränderungen, die das Instrument in den 1970er Jahren erfahren hatte, wieder rückgängig gemacht. So entspricht sie heute wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung als romantische Orgel mit eher weichem Klang und eignet sich für die romantische Orgelliteratur hervorragend.