Es ist Herbst geworden, die Luft ist merklich kühler und die Tage sind kürzer. Die Blätter beginnen zu fallen, und bald schon erwarten uns die ersten Nebeltage.
Verblühen, Welken, Hinfälligkeit… wo wir hinschauen und nicht nur in der Natur, sondern auch im Weltgeschehen, so scheint es zumindest. Und wer unter uns schon einige Jahrzehnte erlebt hat, weiss um die Vorboten und Zeichen auch der eigenen Vergänglichkeit. Herbstzeiten im Leben, wir kennen sie alle.
Der poetische Gedanke der Dichterin Hilde Domin macht mir Mut. Herbst heisst nicht nur Welken, Loslassen und Abschied, Herbst ist auch die Vorbereitung auf etwas Neues, Anderes.
Es knospt unter den Blättern, noch unsichtbar zwar, fast unmerklich, aber der Wandlungsprozess hat begonnen. Kräfte ziehen sich zurück, um neu Gestalt anzunehmen, und was seine irdische Hülle verliert wird anderswo verwandelt und neu sein.
Die Natur zeigt uns in den kleinen Knospen unter den Blättern, was in unserem Leben aber wohl auch im grossen Weltgeschehen gilt: Wo Verfall und Abschied wirken, bereitet sich Neues vor. Die Knospe wird im Frühling irgendwann erwachen und aufblühen.
Ich hoffe, dass wir mit unserem Leben und Handeln mithelfen, dass auch für unsere Gesellschaft und unsere Welt das Neue, welches entsteht, lebenswert, vielfältig und friedlich sein wird, und Heimat bietet für Mensch und Tier.
Renate von Ballmoos